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    auch: 
    Bayerische
    Ingeni- 
    eurekammer-Bau  | 
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    Licht ins europäischen Vergabevokabular?!
    (21.9.2001) Jährlich gelangen in der Europäischen Union öffentliche Aufträge mit
    einem Volumen von über einer Milliarde EURO zur Ausschreibung. Ein Wert, der immerhin 14
    Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU entspricht. Für Ingenieure, die sich an den
    Ausschreibungen beteiligen und Zugriff auf die begehrten Planungsaufträge oberhalb des
    Schwellenwertes von 200.000 EURO nehmen wollen, gilt es, einige Hürden zu nehmen. Ohne
    tiefere Kenntnisse des Öffentlichen Ausschreibungswesens der EU und insbesondere des
    Gemeinsamen Vokabulars für öffentliche Aufträge (CPV) gerät die Recherche über
    Kanalbauten in Strasbourg oder die Stadtplanung in Manchester leicht zur Tortur.
    Entlastung von der mühevollen und zeitaufwändigen Suche in den elektronischen
    Datenbanken der EU und der Bundesagentur für Außenhandelsinformation (bfai) bietet die
    im Rahmen der High-Tech-Offensive der bayerischen Staatsregierung geförderte
    Clearingstelle für internationale Dienstleistungskooperation. Eine 
    Einrichtung, die in
    diesen Tagen nicht nur ihren ersten Geburtstag feiert, sondern, wie ihr Leiter Dr.-Ing.
    Roland Molzahn feststellt, auch ihre Feuertaufe als Serviceeinrichtung der Bayerischen
    Ingenieurekammer-Bau bestanden hat. 
    "Niemals zuvor war es für Ingenieure im Bauwesen einfacher und kostengünstiger,
    individuell aufbereitete Ausschreibungsinformationen über öffentliche Aufträge im
    Ausland zu erhalten." Ohne Mehrkosten, so Molzahn, eröffnet die Mitgliedschaft in
    der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau den Zugang zu einer handverlesenen und den
    Tätigkeitsprofilen der bayerischen Planer exakt angepassten Auswahl von
    Ausschreibungsdaten und einer ebenso individuellen Exportberatung. "Der individuelle
    Ausschreibungsservice per E-Mail und die Suche nach nationalen und internationalen
    Kooperationspartnern wird von den Ingenieurunternehmen sehr gut angenommen",
    berichtet Molzahn. Ohnehin ist Individualität für die Clearingstelle Trumpf. Nur ein
    detailliertes und auf die Tätigkeits-Schwerpunkte der derzeit rund 1.000 Empfänger
    abgestelltes Suchprofil kann verhindern, dass die Adressaten unter der Last unbrauchbarer
    Ausschreibungsinformationen ersticken. Eine durchaus reale Gefahr, wie Molzahn meint, da
    allein die Online-Datenbank der Europäischen Kommission, die alle
    veröffentlichungspflichtigen Ausschreibungen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum, aber
    auch aus Afrika, Asien, den USA und Japan umfasst, täglich um 600 Ausschreibungen
    wächst.  
    Stärken und Schwächen liegen im europäischen Beschaffungswesen eng beieinander: 
      - Positiv bewertet Molzahn, dass der Zugang zur elektronischen Ausgabe
        des Supplements zum Amtsblatt der Europäischen Union über die Online-Datenbank
        TED (Tenders Electronic Daily) keinen Beschränkungen unterliegt.
 
      - Anwenderfeindlich ist nach Ansicht des promovierten Bauingenieurs aber
        die Aufbereitung der Ausschreibungsinformationen. Das, so Molzahn, "offensichtlich
        von Fachfremden entwickelte System zur Katalogisierung von Ausschreibungsinformationen
        führt durch seine fehlende Systematik zu Mehrdeutigkeiten." Nicht immer sei
        erkennbar, was sich etwa hinter CPV 74210000 "Technische Beratung" verberge.
        Molzahn kritisiert in diesem Zusammenhang auch, dass manche Auftraggeber augenscheinlich
        dazu neigen, die Schwächen des Gemeinsamen Vokabulars für öffentliche Aufträge zu
        instrumentalisieren, um den Marktzutritt von ausländischen Mitbewerbern zu erschweren.
 
     
    Stellvertretend für die Bayerische Ingenieurekammer-Bau begrüßt Molzahn die von
    EU-Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein getragene Initiative zu mehr Offenheit und
    Transparenz im europäischen Beschaffungswesen. Auch die im Mai von der Kommission
    vorgeschlagene Vereinfachung und Modernisierung des Rechtsrahmens für Bau-, Liefer- und
    Dienstleistungsaufträge sowie die jüngst vorgestellte EU-Richtlinie 2001/78 zur
    Verwendung von Standardformularen für die Bekanntmachung öffentlicher Aufträge findet
    die grundsätzliche Zustimmung der Kammer. Dringend nachbesserungsbedürftig erscheint
    Molzahn hingegen der Vorentwurf der Überarbeitung des Gemeinsamen Vokabulars für
    öffentliche Aufträge: simap. eu. int/ EN/ pub/ docs/ CPVRev2mar-DE.doc 
    Die Kammer will den zuständigen Stellen in der EU-Kommission hierzu eigene Vorschläge
    unterbreiten. Ihre Mitglieder, aber auch andere Interessierte ruft sie auf, derweil im
    SIMAP-Diskussionsforum die Entwicklung des öffentlichen Ausschreibungswesens kritisch zu
    kommentieren: simap. eu. int/ forumcgi/ get.cgi/ SIMAP.html. 
    Informationen zum Angebot der Clearingstelle für internationale
    Dienstleistungskooperation bietet auch deren Homepage: www.dienstleistungskooperation.de.  |