Nachträge rechtssicher prüfen und bewerten

• Online-Baupreislexikon im Ingenieurbüro

(12.2.2007) Seit über 55 Jahren realisiert das Ingenieurunternehmen Krebs und Kiefer mit fünf Standorten in Deutschland für Auftraggeber aus dem In- und Ausland komplexe Bauprojekte. Aber nicht nur die üblichen Ingenieurleistungen im Hoch- und Ingenieurbau bietet das 300-Mann starke Unternehmen an, sondern auch darüber hinaus gehende interdisziplinäre Beratung, vorausschauende Planung, Steuerung und detailgenaue Überwachung von Bauprojekten jeglicher Größenordnung. Dazu zählt auch das Managen der Nachtragsforderungen im Sinne der Auftraggeber.

Um Nachtragsforderungen objektiv und sachgerecht bewerten zu können, ein Angebot auf Angemessenheit zu prüfen oder auch um Kostenanschläge erstellen zu können, setzt Krebs und Kiefer seit Mitte 2005 auf ein Online-Nachschlagewerk zu Preisen für Bauleistungen. Das auf den Dynamischen BauDaten basierende Baupreislexikon der Weimarer f:data GmbH wird mehrmals jährlich aktualisiert und bietet Preisinformationen - deutschlandweite Mittelwerte - für mehrere Millionen Bauleistungen aus derzeit 51 Gewerken. Alle Bauleistungen sind übersichtlich nach dem Standardleistungsbuch Bau gegliedert. Eine Suchfunktion sowie ein Stichwortverzeichnis mit 8.000 Suchwörtern erleichtern das Auffinden (siehe auch Beitrag "Baupreislexikon V. 2.1 mit aktualisierten Daten zu Bauleistungen und Bauproduktherstellern" vom 21.1.2007).

Krebs und Kiefer setzt bundesweit die Variante "Architekten und Planer" ein. Diese wurde speziell für Architekten, Bauingenieure, Statiker, Bauverwaltungen, Kommunen und Bauabteilungen von Unternehmen entwickelt und enthält mehrere Millionen strukturierte Baupreise mit zugehörigen Preisanteilen, Zeitwerten und Kostengruppen nach DIN 276. Neben den Orientierungswerten entsprechend den individuellen Preisniveau-Einstellungen werden auch von-mittel-bis-Werte zur besseren Beurteilung angeboten. Insgesamt arbeiten bei Krebs und Kiefer ca. 25 Ingenieure mit dem über jeden herkömmlichen Browser und PC abrufbaren Nachschlagewerk.

Preisniveau des Hauptvertrages ist fortzuschreiben

Anwendungsfall: Tragkonstruktion Hangar C 5 in Ramstein

Nachtragsforderungen sind in der Baubranche aufgrund des zunehmenden Preiskampfes ein inzwischen leider häufig genutztes Instrument, unauskömmliche "Niedrigangebote" während der Bauphase wieder in die Gewinnzone zu bringen. Durch geschickte Preisbildungsgrundlagen wird bereits im Vorfeld versucht, bei späteren Nachtragsforderungen möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Dazu halten die Unternehmen vielfach die Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) wie Arbeitsaufwand, Material und Gerät niedrig und beaufschlagen diese mit hohen Stundenlohn- und Zuschlagsätzen, da diese im Falle einer Nachtragsforderung auf Grundlage der VOB/B §2 problemlos fortgeschrieben werden können.

Bei den EKT werden im Nachtragsfall dann zum Teil überhöhte Ist-Aufwandswerte und tatsächliche Material- und Gerätekosten in Ansatz gebracht und mit den vereinbarten Stundenlohn- und Zuschlagsätzen beaufschlagt, was sich in einem wesentlich höheren Preisniveau niederschlägt.

Um den angemessenen Preis für die Nachtragsleistung zu finden, erhält Krebs und Kiefer mit dem Baupreislexikon schnell und detailliert aktuelle und auf deutschlandweiten Mittelwerten basierende Kosten für die unterschiedlichsten Bauleistungen einschließlich zugehöriger Detailaufwandswerte. Ohne das Online-Lexikon wären diese Informationen mühsam aus den verschiedensten Fachbüchern herauszusuchen, im eigenen Erfahrungsfundus zu recherchieren oder telefonisch bei Firmen zu erfragen, was einen enormen Zeitaufwand bedeutet.

An dem Beispiel einer Stahltür ...

... lässt sich der Einsatz des Nachschlagewerks nachvollziehen. Vertraglich ist für eine Tür aus nicht rostendem Stahl ein Preis von 1.350 Euro vereinbart. Im Zuge der Bauausführung soll aber nur eine Tür aus Normalstahl in den gleichen Abmessungen eingebaut werden. Der Unternehmer verlangt für diese Tür 1.250 Euro und belegt den Preis mit Materialrechnungen und nachvollziehbaren Lohneinbau- und Frachtkosten. Darauf schlägt er die hohen Stundenlohn- und Zuschlagsätze, was auf den ersten Blick vertragskonform erscheint, da ja entsprechend belegt. Gemäß VOB/B §2 muss der neue Preis aber den Preisermittlungsgrundlagen des Vertragspreises entsprechen. Anhand des Baupreislexikons können für beide Türen schnell Vergleichspreise erfragt werden, die auf gleichem Preisniveau ermittelt wurden. Als Ergebnis stellt sich heraus, dass eine Tür aus nicht rostendem Stahl den ca. 1,5-fachen Gesamtpreis einer normalen Stahltür hat. Insofern können hier im Regelfall nur ca. 900 Euro (1.350 Euro / 1,5) anstelle der geforderten 1.250 Euro anerkannt werden. Nicht der marktgerechte Preis ist relevant, der gemäß Baupreislexikon im Übrigen bei ca. 1.150 Euro lag, sondern nur der Preis, der dem Preisniveau der vertraglich vereinbarten Leistung entspricht. Und dieser lag deutlich unter einem marktgerechten Preis.

Da in dem Nachschlagewerk neben dem marktgerechten Gesamtpreis zudem noch die einzelnen Kostenelemente Lohn, Material, Gerät und Sonstiges sowie die Zeiteinheiten je Stunde angegeben sind, können auf Basis dieser Fakten auch geänderte Teilleistungen schnell und rechtssicher bewertet werden.

Dokumentation der Nachtragsbewertung

Sind alle Positionen eines Nachtrages sachlich geprüft, preislich bewertet und das Ergebnis der Prüfung ausreichend dokumentiert, wird in Absprache mit dem Auftraggeber eine Nachtragsverhandlung mit dem Unternehmer angesetzt. Im Austausch der Argumente und Bewertungen von Auftragnehmer- und Auftraggeberseite sind die belegbaren und aktuell abrufbaren Aufwandswerte des Baupreislexikons sehr hilfreich. Die Unternehmer sind häufig erstaunt über den gut aufbereiteten und faktisch nachvollziehbaren Sachverhalt. Die bisherige Erfahrung zeigt auch, dass sich mit einer guten Dokumentation die aus der Nachtragsprüfung ergebenden Preisbewertungen leichter durchsetzen und begründen lassen.

Positiv ist, dass von jedem Ort auf die Datenbank zugegriffen werden kann, sofern ein Internetanschluss vorhanden ist. Denn sowohl die Prüfung der Nachtragsangebote als auch die Preisverhandlungen werden im Regelfall bundesweit an den verschiedensten Baustellen durchgeführt. Neu vorgetragene Argumente der Unternehmer sind oftmals gleich vor Ort zu entkräften. Durch entsprechend objektive und sachliche Aufbereitung der Nachtragsprüfungen unter Nutzung des Baupreislexikons konnten in vielen Fällen überhöhte Forderungen reduziert werden, was letztlich die Bauherren von unseren Leistungen und uns vom Nutzen des Baupreislexikons überzeugte.

Autor: Dipl.-Ing. Michael Hofmann betreut bei Krebs und Kiefer am Standort Karlsruhe hauptsächlich das Leistungsspektrum Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung von Bauleistungen und hat sich seit den neunziger Jahren bundesweit auf dem Gebiet des Nachtragsmanagement betätigt und spezialisiert.

siehe auch:

• baupreislexikon.de
• Krebs und Kiefer, Beratende Ingenieure für das Bauwesen
• f:data GmbH
• Baugeld aktuell

ausgewählte weitere Meldungen:

• GAEB-Online Viewer 4.0: GAEB-Ausschreibungen jetzt direkt in MS-Excel kalkulieren (27.1.2006)
• WEKA MEDIA bringt Neuauflage des Baukosten-Atlas’ heraus (31.10.2006)
• sirAdos-Baudaten aktualisiert (3.9.2006)
• Startschuss für Total Cost Management mit ARRIBAplanen Version 12.2 (27.8.2006)
• GAEB und IAI/buildingSMART kooperieren (19.7.2006)
• Betrug beim öffentlichen Einkauf von Bauleistungen vermeiden (12.7.2004)
• Ratgeber "Richtig bauen": Damit der Traum vom Eigenheim nicht zum Albtraum wird (30.6.2004)
• Nachträge dürfen am Bau nicht ausgeschlossen werden (21.1.2004)
• "Pre Fair" verspricht ein Ende des Preiskriegs auf den Baustellen (6.6.2003)
• Software verspricht mehr Kostensicherheit am Bau (7.2.2003)

siehe zudem:

• Literatur / Bücher zu den Themen Immobilien, Immobilienrecht, Mietrecht, Steuerrecht bei Amazon
• AVA-News • Büro- und Management-Software für Planungsbüros (BMSP) im AEC-WEB
• Baulinks

zurück ...
Übersicht News ...