Aktuelle Baupreise schnell zur Hand
- Autor: Dr. Klaus Schiller
(25.10.2007)
Neben
einem fachlich fundierten Entwurf im Sinne des Auftraggebers und einer guten
Bauüberwachung muss der Architekt die Kosten im Griff haben. Diese sollten auf
einer realistischen Basis beruhen und angefangen bei der ersten
Kostenschätzung
über die Kostenberechnung bis zu den tatsächlich abgerechneten Kosten im Rahmen
bleiben und nicht zu einem risikoreichen Unterfangen für den Auftraggeber
werden. Denn dieser will von seinem Planer nicht nur wissen, was er bezahlen
muss, sondern auch welche Leistungen er für diesen Preis bekommt.
Oftmals werden zum Beispiel für die Kostenschätzung die Kosten einfach nur über den Daumen gepeilt oder nach Kubikmeter umbautem Raum geschätzt, was sich nicht nur bei Sanierungen von denkmalgeschützten Altbauten als eklatanter Fehler erweisen kann. Da die Bauherren kein Geld zu verschenken haben, und das unabhängig davon, ob es private, öffentliche und industrielle Auftraggeber sind, gilt es, genauestens in Erfahrung zu bringen, auf welchem Niveau das Bauwerk realisiert werden soll. Dass dabei die spätere Nutzung mit den laufenden Erträgen und Aufwendungen und somit auch die zu erzielende Rendite im Auge behalten werden muss, versteht sich von selbst.
Baupreise verknüpft mit Leistungsbeschreibungen und Produkten
Das Internet bietet heute neue Lösungen für aktive Anwendungen von Baupreisen. Die Zeiten des "bloßen Lesens" gehen zu Ende: "read only" weicht dem "lesen und schreiben". Denn einen Baupreis nur als Zahlengefühl zu empfinden ist zu wenig. Statt toten Wissens benötigt der Planer lebendiges Handeln, und dies im Umfeld mit anderen Baufachinformationen. Orientierungspreise sollten mit variabel einstellbaren Kalkulations- und Preisniveaus schon profilbezogen und in Abhängigkeit von Leistungsparametern angeboten werden. Im Einklang mit eigener Erfahrung und in Kommunikation mit Know-how von anderen kann das Baupreiswissen verknüpft mit Leistungsbeschreibungen, Bauprodukten etc. ein kluger Berater für die praktische Anwendung werden. Baupreise sind in einer Sammlung so mit unterschiedlichem Wissen und Erfahrungen zu vernetzen, dass sich jeder Planer sein eigenes System gestalten kann. Und das immer im Sinne des Auftraggebers. Denn Bauen, Geld und die entsprechenden Informationen dazu gehören zusammen.
Baupreise online
Hier unterstützt den Architekten das Online-Nachschlagewerk zu Preisen für Bauleistungen. Das auf den Dynamischen BauDaten basierende Baupreislexikon der Weimarer f:data GmbH wird mehrmals jährlich aktualisiert. Die Wissenssammlung enthält mehrere Millionen strukturierte Baupreise sowie Preisanteile, Zeitwerte und Normenverweise. Die Preisinformationen für die Planer decken zurzeit 51 Gewerke ab. Neben den Orientierungswerten entsprechend den individuellen Preisniveau-Einstellungen werden auch VON-MITTEL-BIS-Werte zur besseren Beurteilung angeboten. Alle Bauleistungen sind nach dem Standardleistungsbuch Bau gegliedert. Eine Suchfunktion sowie ein Stichwortverzeichnis mit 8.000 Suchwörtern erleichtern das Auffinden. Eine Option, die Informationen über passende Bauprodukt-Hersteller zu einer Bauleistung liefert, ergänzt das digitale Nachschlagewerk. Hat der Anwender eine konkrete Bauleistung ausgewählt, ist auf Knopfdruck ersichtlich, welche Produkte verwendet werden und wer diese produziert. Dadurch kann der Suchende sofort mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen oder direkt aus dem Baupreislexikon eine Anfrage an den Hersteller schicken.
Der
Nutzen ist enorm. Kann der Architekt schon im Vorfeld bei der ersten
Kostenschätzung realistische Werte vorweisen und dann Inhalte und "nicht
Preise" mit seinem Auftraggeber diskutieren, so kann er Kosten im Verlauf des
Prozesses weiter festzurren. Wünscht der Bauherr Alternativen, so sind auch
diese schnell kalkuliert. Liegen die Angebote vor, ist deren Angemessenheit
mittels des digitalen Nachschlagewerkes schnell zu prüfen.
Prüfen und Werten von Nachträgen
Auch beim Prüfen und Werten von Nachträgen gemäß dem Preisniveau des Hauptangebotes muss der Architekt auf exaktes Zahlenmaterial zugreifen, das die Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) wie Arbeitsaufwand, Material und Geräte sowie die Gemeinkostenanteile beinhaltet. Einige Unternehmen versuchen bereits im Vorfeld, durch geschickte Gestaltung der Preise und Leistungen bei späteren Nachtragsforderungen die Karten möglichst gut zu mischen. So werden häufig die Formblätter EFB-Preis (311/312) so clever ausgefüllt, dass diese im Falle einer Nachtragsforderung auf Grundlage der VOB/B §2 günstig angewendet werden können. Bei den EKT bringen die Firmen im Nachtragsfall dann zum Teil überhöhte Ist-Aufwandswerte und tatsächliche Material- und Gerätekosten in Ansatz und beaufschlagen diese mit den vereinbarten Stundenlohn- und Zuschlagsätzen. Das schlägt sich in einem wesentlich höheren Preisniveau nieder.
Um den angemessenen Preis für die Nachtragsleistung zu finden, erhält der Architekt mittels Baupreislexikon schnell und detailliert aktuelle und auf deutschlandweiten Mittelwerten basierende Kosten für die unterschiedlichsten Bauleistungen einschließlich zugehöriger Detailaufwandswerte. Ohne das Online-Lexikon wären diese Informationen mühsam aus den verschiedensten Fachbüchern herauszusuchen, im eigenen Erfahrungsfundus zu recherchieren oder telefonisch bei Firmen zu erfragen, was einen enormen Zeitaufwand bedeutet. Sind die recherchierten Positionen geprüft, können diese sachgerecht ausgedruckt werden. In der Nachtragsverhandlung kann der Planer dann die belegbaren und aktuell abrufbaren Aufwandswerte dem Unternehmer vorlegen, was in den meisten Fällen zu einer schnellen Einigung führt.
zum Autor: Dr. Klaus Schiller ....
.... promovierte und habilitierte über bauwirtschaftliche Themen und rechnergestützte Konzepte. 1991 machte er sich mit der Idee der Dynamischen BauDaten selbständig. 1990 Mitgründer von f:data GmbH (damals ProBit). 1992 Mitgründer von Dr. Schiller & Partner GmbH - Dynamische BauDaten - in Dresden. In beiden Firmen ist er geschäftsführender Gesellschafter. Schillers Leitmotiv ist die interdisziplinäre Arbeit und die mehrdimensionale Vernetzung von Baufachinformationen aus der Sicht von Bauen und Geld.
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